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Dr. Annika Lamer

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Feindbild Anglizismen? Für einen entspannten Umgang mit englischen Wörtern

2. Mai 2018 / by Dr. Annika Lamer / 30 Kommentare

Feindbild Anglizismen
„Car-Treff“ las ich letztens an der Fassade einer Autowerkstatt. Gehören Sie zu den Leuten, die sich über so etwas aufregen? Kann ich verstehen. Wie unnötig, statt „Auto“ „Car“ zu sagen. Und dann noch diese Vermischung mit dem deutschen „Treff“. (Und sowieso, was soll das überhaupt sein?)

Was mach ich? Naja, ich schmunzle. Aufregen tue ich mich nicht.

Anglizismen sind eine ziemlich emotionale Sache. Die einen stresst es mehr, die anderen weniger. Aber warum eigentlich?

Inhaltsverzeichnis

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  • Feindbild Anglizismen
  • Die Mega-Performance des SC Freiburg
  • Von Lehnwörtern und Modewörtern
  • Stresslevel 1: Anglizismen, für die es keine Alternativen gibt
  • Stresslevel 2: Anglizismen, für die es gleichwertige deutsche Entsprechungen gibt
  • Stresslevel 3: Anglizismen, die Ausdruck einer Mode sind
  • Fazit: Für ein entspanntes Verhältnis

Feindbild Anglizismen

Anglizismen sind nicht immer zu vermeiden, das ist klar – dafür hat unsere Sprache schon zu viele davon aufgenommen. Aber gerade wegen dieser empfundenen Übermacht gibt es immer wieder das Bestreben, den Anglizismen so weit wie möglich Einhalt zu gebieten. Die gängigen Argumente: Anglizismen seien schlechter Stil, eine Gefahr für die deutsche Sprache, vielleicht sogar für die deutsche Kultur (Stichwort „Übermacht USA“) .

Die selbst auferlegte Vorgabe lautet dann: Wenn es irgendein auch nur einigermaßen vertretbares deutsches Wort für den Sachverhalt gibt, lieber das verwenden.

Doch ist das die richtige Entscheidung? Hilft das wirklich, die deutsche Sprache zu „retten“ – oder macht es sie nicht sogar ärmer?

Ich will den Feind heute mal etwas genauer unter die Lupe nehmen und schauen, ob Anglizismen wirklich so böse sind und den Stress wert. Den Einstieg macht eine kleine Anekdote aus der Fußballwelt.

Die Mega-Performance des SC Freiburg

„Mega-Performance …“, wiederholt SC-Freiburg-Trainer Christian Streich den Ausdruck eines Journalisten auf der Pressekonferenz. „Wir machen keine Mega-Performance. Eine Mega-Performance, das ist … Ich bin fast irritiert, wie Sie das formulieren. Sie sind in einem anderen Sprachgenerationsbereich. Da komm ich kaum noch mit.“ Und weiter: „Also, ich hab keine Mega-Performance gesehen. Ich hab gesehen, dass wir gearbeitet haben. Oder ,geworkt‘.“ (Allgemeine Lacher.)

So wie Streich geht es vielen Menschen: Sie stolpern über Anglizismen. Streich macht das zunächst an einer Generationenfrage fest. Wenn man sich aber den Fortgang des Interviews anschaut, stößt man zum eigentlichen Kern des Problems vor.

„Mega-Performance ist für mich etwas anderes“, erklärt Streich. „Mega-Performance ist für mich so, wie wenn ich [ins Stadion komme] und meine, wir tanzen da um die Bundesliga-Gegenspieler rum mit dem Ball. Machen noch eine Pirouette und dann geht’s weiter. Das ist uns leider nicht möglich. Die Mega-Performance, die ist in Las Vegas.“

Für Streich ist das Wort Mega-Performance im Kontext falsch gewählt. Für ihn sind seine Spieler nicht auf dem Rasen, um eine Show abzuliefern, zu „performen“, sondern um ihre Arbeit zu machen.

Die Streitfrage lautet: Ist es gerechtfertigt, das Wort „Performance“ aus einem bestimmten Kontext (Las-Vegas-Show) in einen anderen zu übertragen (Fußballspiel), weil es – ja, was eigentlich? Cool klingt? Hip? Dynamisch?

Der Journalist würde sagen: „Na klar. Ist doch ein super Wort.“ Der Trainer würde sagen: „Geh mir weg damit.“ Zu welcher Fraktion gehören Sie?

Von Lehnwörtern und Modewörtern

Schon immer haben sich Sprachen aus dem Wortschatz fremder Sprachen bedient. Das ist ein ganz natürliches Phänomen. Neue Sachverhalte treten auf, für die es neue Begriffe braucht. Nicht immer ist die Sprache kreativ genug, um eigene Wörter zu bilden. Bequemer ist es, ein bereits existierendes Fremdwort zu übernehmen.

Es gibt Modewörter, die wieder verschwinden. Andere sind irgendwann so fest in der nationalen Sprache angekommen, dass sie sich ihr in Aussprache, Schreibweise und Grammatik angleichen. Dann spricht man nicht mehr von einem Fremdwort, sondern einem Lehnwort.

Ich teile für diesen Beitrag Anglizismen anders ein, nämlich je nach „Stresslevel“. Damit meine ich die Wahrnehmung durch empfindsame Sprecher: Ist es ein Anglizismus, mit dem ich leben kann (Stresslevel 1), oder krieg ich davon Pusteln (Stresslevel 3)?

Stresslevel 1: Anglizismen, für die es keine Alternativen gibt

Es gibt unzählige Anglizismen, für die es schlicht und ergreifend keine überzeugende deutsche Entsprechung gibt. Das Stresslevel ist niedrig, denn auch Sprachhüter sehen ein: Na gut, wenn’s denn sein muss. Ein paar Beispiele:

  • Boarding
  • Check-in
  • Single
  • Online-Shop
  • E-Mail
  • Update
  • scannen
  • Headset
  • Standby
  • Marketing
  • Mobbing
  • joggen
  • Nordic Walking

Das sind Begriffe, die in der deutschen Sprache angekommen sind, Punkt. Alles Lamentieren darüber nützt überhaupt nichts. Wobei ich mir sicher bin, dass mir die eine oder andere Lesermail zugehen wird: „Frau Lamer, ich muss Ihnen widersprechen. Statt ,Headset‘ sage ich grundsätzlich ,Sprechgarnitur‘ …“

Ja ja. Das ist die Kerbe, in die auch die Website „Aktion lebendiges Deutsch“ schlägt (Nachtrag: inzwischen nicht mehr online). Präsentiert werden Vorschläge, wie man geläufige Anglizismen ersetzen könnte:

  • Airbag – Prallkissen
  • Beamer – Bildwerfer
  • Brainstorming – Denkrunde
  • Dumping-Lohn – Hohnlohn
  • Fast Food – Schnellkost
  • E-Book – E-Buch
  • Spam – E-Müll
  • chatten – netzplaudern

Vom literarischen Standpunkt aus finde ich diese Wortkreationen richtig toll. Wie poetisch! Aber eine Wortkreation bleibt eine Wortkreation und unser Alltag besteht nicht aus Poesie. Heißt: Benutzen Sie solche Kreationen, senden Sie damit ein ganz starkes Signal. Es sind keine „normalen“ Wörter und sie werden es realistischerweise niemals werden.

Noch problematischer ist der Ansatz, existierende deutsche Wörter als Ersatz zu nehmen:

  • Hotline – Telefonnummer
  • Service-Point – Auskunft
  • Deadline – Termin

Hier hat das Englische Bedeutungsebenen, die den deutschen Entsprechungen fehlen. Eine Hotline ist mehr als eine Telefonnummer, ein Service-Point leistet mehr als eine Auskunft, eine Deadline ist kein gewöhnlicher Termin.

Diese Begriffe zurückzudeutschen, macht die deutsche Sprache ärmer, nicht reicher.

Stresslevel 2: Anglizismen, für die es gleichwertige deutsche Entsprechungen gibt

Was ist mit Anglizismen, für die es sehr wohl überzeugende deutsche Entsprechungen gibt? So zum Beispiel:

  • Computer – Rechner
  • USP – Alleinstellungsmerkmal
  • Website – Internetseite
  • Homepage – Startseite
  • Pay-TV – Zahlfernsehen
  • Stretching – Dehnen
  • Warm-up – Aufwärmen

Ein Vermeiden wäre einfach. Aber warum? „Website“ und „Computer“ sind längst Teil der deutschen Sprache geworden. Sie werden gar nicht mehr als englisch wahrgenommen. Für mich sind beide Wörter gleichberechtigt, ich verwende sie gleichermaßen.

Stresslevel 3: Anglizismen, die Ausdruck einer Mode sind

Auf Stresslevel 3 angekommen, geht es um die richtig bösen Anglizismen. Um den Car-Treff – und um Aussagen wie:

„Du solltest mal deine Attitude checken. Wenn du hier just for fun performst, hast du nicht das richtige Mindset, und die User werden nicht für dich voten.“

Diese Art von Denglisch ist es, die die meisten Leute im Kopf haben, wenn sie sich gegen Anglizismen wehren. Noch einige Beispiele:

  • checken
  • fighten
  • switchen
  • happy
  • Fun
  • Gadget
  • Highend
  • Look
  • Power
  • Standing
  • Twist

Diese Wörter sind nicht ganz so fest in der deutschen Sprache angekommen wie die aus Kategorie 1 und 2. Vielleicht gehören Sie zu den Leuten, die durch ihr Leben gehen, ohne jemals eines davon zu verwenden. Weil sie einfach nicht so sprechen. Das ist völlig ok!

Aber: Es ist auch nichts Schlechtes dabei. Ich halte nichts davon, diese Wörter krampfhaft zu vermeiden.

Diese Anglizismen vermitteln ja etwas, ein bestimmtes Auftreten. Ich werde mich je nach Sprechkontext dafür oder dagegen entscheiden. Es muss zum Ton passen, zum Kontext, zum Adressaten. Deshalb gibt es Texte, in denen ich sehr wohl die Wörter „Nice-to-have“, „Look“ oder „switchen“ verwende. In anderen Texten werde ich dafür etwas anderes, in dem Fall Passenderes finden.

Andersherum ausgedrückt: Geht Ihnen die Anglizismus-Dichte eines Textes gegen den Strich, hat der Sprecher nicht den richtigen Ton getroffen, um Sie zu erreichen. Das kann, muss aber nicht etwas über die Qualität seines Textes aussagen. Vielleicht gehören Sie einfach nicht zur Zielgruppe.

Aber diese Wörter aus Prinzip boykottieren? Das ist nicht mein Verständnis von Sprache, nicht meine Weltanschauung.

Fazit: Für ein entspanntes Verhältnis

Sie merken schon, das Stressempfinden der Sprachhüter ist nicht meins. Sprache verändert sich. Das darf sie. Sie geht dadurch nicht kaputt, es macht sie reicher. Stillstand wäre schrecklich!

Freiheit im Ausdruck zu haben, mit Sprache zu spielen, ist etwas Wunderbares. Wichtig ist immer nur, sich der Wirkung bewusst zu sein. Solange dieses Bewusstsein da ist, gibt es fast nichts, was die deutsche Sprache nicht „abkönnte“ – ob es den Sprachhütern gefällt oder nicht.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Anglizismen? Entspannt – oder doch eher auf Kriegsfuß? Verraten Sie’s im Kommentarfeld!

Lesen Sie auch:
Von Internetbanking bis Public Viewing: Englische Begriffe im Deutschen richtig schreiben
Liken, googeln, canceln: So konjugieren Sie englische Verben im Deutschen
So finden Sie Ihren eigenen Stil – Teil 2: Ausdruck

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Kategorie: Stil, Sprache Stichworte: Anglizismen, Kundenansprache, Sprache

Dr. Annika Lamer

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Kommentare

  1. netztaucher meint

    3. Mai 2018 um 11:35

    Ich bekomme bei solchem Sprech immer gleich Puls 😉

    Viel schlimmer, hier aber noch nicht angesprochen, sind
    aber Deppen-Apostroph und Deppenleerzeichen.

    Antworten
    • Dr. Annika Lamer meint

      3. Mai 2018 um 11:38

      Hi,

      besser Puls als Pusteln. 😀

      Du meinst Apostroph und Leerzeichen in Bezug auf Anglizismen? Ich hatte eh überlegt, noch einen Beitrag zur richtigen Schreibweise von englischen Wörtern im Deutschen zu machen. Das hätte hier den Rahmen gesprengt.

      Viele Grüße
      Annika Lamer

      Antworten
      • netztaucher meint

        3. Mai 2018 um 13:33

        In etwa.

        Ich habe das Gefühl, besonders Deppenleerzeichen diffundieren von en nach de.

        Antworten
        • Dr. Annika Lamer meint

          3. Mai 2018 um 13:44

          Richtig, das ist eine Mode, an der der angloamerikanische Einfluss nicht ganz unschuldig ist.

          Viele Grüße
          Annika

          PS: Generell zum Thema:
          https://www.annika-lamer.de/beliebte-rechtschreibfehler-das-leerzeichen/
          https://www.annika-lamer.de/beliebte-rechtschreibfehler-der-apostroph/

          Antworten
  2. Kerstin carlstedt meint

    3. Mai 2018 um 12:29

    Sehr schöner Artikel, vielen Dank! Ich bin auch für einen entspannten Umgang mit Anglizismen, versuche aber, nicht selbst englische Ausdrücke in meine Sprache einfließen zu lassen. Für mich ist das ganz schwer, denn wir leben in Großbritannien und meine Söhne wechseln ständig hin und her zwischen Deutsch und Englisch. Auch verwenden sie die englische Grammatik, wenn sie Deutsch sprechen und umgekehrt. Fazit für mich: Tolerant bleiben, aber für sich selbst höhere Maßstäbe anlegen.

    Antworten
    • Dr. Annika Lamer meint

      3. Mai 2018 um 13:08

      Hallo Frau Carlstedt,

      oh ja, wenn Sie in Großbritannien leben, stehen Sie ja noch mal vor einer ganz anderen Herausforderung.

      Ihren Fazit finde ich gut. „Für sich selbst höhere Maßstäbe anlegen“ heißt ja nichts anders, als sich bewusst zu sein, wie man mit Sprache umgeht. Auch ich verwende die „bösen“ unter den Anglizismen nicht leichtfertig, sondern wie ich schon schrieb: wenn dann mit voller Absicht. 😉

      Viele Grüße
      Annika

      Antworten
  3. Heidrun Müller meint

    3. Mai 2018 um 12:46

    Mir gibt es eine gewisse Beruhigung wie Sie, liebe Frau Dr. Lamer, die Sprachveränderungen sehen.

    Ich bin schon alt und habe natürlich eine gewisse Hemmschwelle, ertappe mich aber laufend, dass ich viele Anglismen benutze.
    Übrigens: Brainstorming heißt in meiner Welt „Spinnstunde“. Viele ältere Künstler benutzenes. Und wie heißt neudeutsch „Manöverkritik“, die im Theater- und Eventleben (hah!) einen hohen Stellenwert hat?.Egal, in welcher Location. Letzteres Wort nehme ich nicht in den Mund.

    Antworten
    • Dr. Annika Lamer meint

      3. Mai 2018 um 13:14

      Hallo Frau Müller,

      ich finde es gut, auch im „höheren Alter“ noch seinen Wortschatz zu erweitern. Gerade wenn es um neue Sachverhalte geht, kommen Sie da um die Anglizismen nicht immer herum. Das „Ertappen“ spricht jedenfalls von einem zwiespältigen Verhältnis. Vielleicht sollten Sie weniger streng zu sich sein?

      „Spinnstunde“ habe ich noch nie gehört, es klingt auf jeden Fall sehr kreativ. 🙂

      Viele Grüße
      Annika Lamer

      Antworten
  4. Michael Hampel meint

    3. Mai 2018 um 13:24

    Hallo Annika,

    wo es geht, vermeide ich Anglizismen. Aber einige haben sich wirklich in unserem Sprachbereich festgesetzt, weil es keine entsprechenden deutschen Bedeutungen dafür gibt. Beispiel: Ein Storyteller ist kein Geschichtenerzähler. Story hat immer etwas Vermarktungstechnisches an sich, Geschichten etwas von Märchen, Lügen oder Anekdoten aus dem eigenen Leben. Aber das muss ich einer bekennenden Storytellerin ja nicht erzählen.

    Ich schreibe Texte für die Finanzbranche und sehe manche Anglizismen einfach als Fachwörter: Die Performance der Aktie ist gut; die Aktie underperformt; der Market-Cap von SAP liegt bei 100 Milliarden Euro; dieser Fonds hat den Dax als Benchmark; der Underlying-Index bei diesem ETF ist der MSCI World. Bei den meisten Begriffen wäre ich unverständlich, wenn ich die entsprechenden deutschen Pendants (oder: Gegenstücke, falls sich einer über Gallizismen aufregt ?) benutzen würde.

    Manche Anglizismen werden sich durchsetzen, die meisten werden aber wieder verschwinden. Wir hatten so etwas Ähnliches schon mal vor über hundert Jahren mit dem Französischen: Büro, Dusche und Portemonnaie haben sich bis heute erhalten, Trottoir, Portefeuille und antichambrieren nicht. Diese Wörter benutze nur noch ich, wenn ich mein Gegenüber mit Fremdwörtern blenden will. ? Ich bin immer wieder überrascht, wie gut das funktioniert. Aber das kann ja unmöglich der Sinn von Verständlichkeit sein.

    Manchmal erwische ich mich zwar, wie ich mich über sinnlose Anglizismen aufrege, aber meistens betrachte ich sie entspannt. Zu einer lebendigen Sprache gehört aber auch die Opposition gegen diese Wörter. In diesem Widerstreit werden einige Anglizismen überleben und die deutsche Sprache bereichern, andere wiederum werden das Schicksal von Trottoir, Portefeuille und antichambrieren teilen und im Nirwana der sprachlichen Bedeutungslosigkeit versinken.

    Ich möchte Sie loben: Ich mag an Ihnen, dass Sie Ihre Blogartikel schreiben, weil Sie etwas mitteilen möchten und nicht, um der Welt zu zeigen, dass nur Sie alleine den Durchblick haben und alle anderen doof sind. Sie begründen Ihre Meinung, ohne aber den Leser mit Zwang zu Ihrer Sicht missionieren zu wollen. Das macht wahre Größe aus. Weiter so!

    Beste Grüße nach Berlin

    Michael

    Antworten
    • Dr. Annika Lamer meint

      3. Mai 2018 um 13:39

      Hallo Michael,

      kluge, weise Worte, die Sie da über Anglizismen geschrieben haben. 🙂 Dem kann ich nichts hinzufügen.

      Zu Ihrem letzten Absatz: Es freut mich sehr, dass Sie das so bemerken und wertschätzen. Das ist eine Grundhaltung, über die ich mir schon in der Planungsphase für den Blog Gedanken gemacht habe. Gerade heute habe ich wieder einen Artikel zum Thema „schlechte Texte“ gelesen, bei dem ich nur so dachte: Toll geschrieben, aber in hundert Leben nicht meins – weil es so ein Bashing war. (Jep, Anglizismus.)

      Viele Grüße
      Annika

      Antworten
  5. Ingrid Schmidt meint

    3. Mai 2018 um 13:44

    Ein Aspekt des Themas sind noch die Pseudo-Anglizismen, die Wortschöpfungen, die ausserhalb des englischsprachigen Sprachraums entstanden sind: Public Viewing, Bodybag, Basecap etc. Ich bringe es nicht über mich, sie zu benutzen.
    „Handy“ verstehen in der Zwischenzeit aber sogar schon viele Briten und US-Amerikaner so, wie die Deutschen es verwenden. Die Schweizer sagen übrigens meistens „Natel“ dazu. Handy ist hier ein populäres Geschirrspülmittel.
    Gruss von einer Deutschen aus St. Gallen in der Schweiz!

    Antworten
    • Dr. Annika Lamer meint

      3. Mai 2018 um 13:46

      Hallo Frau Schmidt,

      danke für diese Ergänzung!

      Was für eine Bedeutung hat denn „Natel“, woher kommt das?

      Viele Grüße in die Schweiz
      Annika Lamer

      Antworten
      • Ingrid Schmidt meint

        3. Mai 2018 um 13:52

        Wikipedia sagt: „Natel (Schreibweise als Markenname: NATEL) ist eine nur in der Schweiz eingetragene und verwendete Marke der ursprünglichen PTT und der heutigen Telekommunikationsgesellschaft Swisscom, unter der bis 2017 die Mobilfunk-Angebote der Swisscom vermarktet wurden. Umgangssprachlich wurde «Natel» zum Gattungsnamen für «Mobiltelefon» in allen Sprachregionen der Schweiz. “ (https://de.wikipedia.org/wiki/Natel)
        PS: „Car“ ist übrigens hier der häufig verwendete Ausdruck für das, was ich in Hamburg als Kind als „Autobus“ gelernt hatte.

        Antworten
        • Dr. Annika Lamer meint

          3. Mai 2018 um 13:54

          Hübsch. 🙂

          Antworten
          • Reto Zimmermann meint

            3. Mai 2018 um 18:05

            Guten Tag Frau Lamer, guten Tag Frau Schmidt

            Ich habe noch ein paar ergänzende Bemerkungen. Natel ist die Abkürzung für Nationales AutoTELefon. Dort wurden die ersten Mobiltelefone installiert und eingesetzt. Den Begriff NATEL hat dann die Swisscom schützen lassen und für ihre Mobilfunkangebote verwendet (ähnlich wie „Walkman“ durch Sony). Jugendliche benutzen aber heute auch in der Schweiz das Wort „Handy“. „Natel“ wird somit langsam verschwinden (darum verwendet es auch die Swisscom nun nicht mehr).

            Gruss aus der Schweiz
            Reto Zimmermann

  6. Roland Römer meint

    3. Mai 2018 um 14:20

    Hallo Frau Lamer, ich finde Ihren Newsletter stets interessant und unterhaltsam, also nie langweilig oder gar schulmeisterlich wie in anderen Fällen.
    Beim Thema Anglizismen werde ich leidenschaftlich, denn ich bin der Meinung, daß sie unsere Sprache verhunzen.
    Aber was sind Anglizismen? Eigentlich führen Sie in Ihrem Beitrag doch englische Fremdwörter auf. Unter Anglizismen verstehe ich solche Wortgefüge wie „in 2018“ oder „Ich denke, er hat das anders gemeint.“ „in“ und „denke“ sind schlicht falsche Übersetzungen aus dem Englischen.

    Noch eine Anmerkung zum Bindestrich, der auch irgendwie verloren gegangen ist. Oder falsch gesetzt wird. Im Englischen gibt es diesen wohl nicht? Bei Google sowieso nicht. Und so meint man allgemein, der Bindestrich sei abgeschafft.

    Auch Ihr Thema zur Getrennt- und Zusammenschreibung interessiert mich sehr. In diesem Zusammenhang: Geben Sie Ihre Ratschläge auf Basis der neuen Rechtschreibung? Weil, wie Sie vielleicht merken werden, ich immer noch so schreibe wie ich es Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts gelernt habe.

    Auch wenn ich heute womöglich nicht alles richtig geschrieben habe, so bemühe ich mich doch fortwährend darum.

    Viele Grüße
    Roland Römer

    Antworten
    • Dr. Annika Lamer meint

      3. Mai 2018 um 14:53

      Hallo Herr Römer,

      danke für das nette Feedback!

      Als „Anglizismen“ werden alle aus dem Englischen stammenden sprachlichen Erscheinungen bezeichnet, das betrifft auch den Wortschatz.

      Ja, richtig, wie ich in einem anderen Kommentar schon schrieb – die Tendenz, statt eines Bindestrichs ein Leerzeichen zu setzen, hat sicher etwas mit dem angloamerikanischen Einfluss zu tun.

      Und klar, ich richte mich natürlich nach der neuen Rechtschreibung. 🙂

      Viele Grüße
      Annika Lamer

      Antworten
  7. Zille meint

    4. Mai 2018 um 00:19

    Danke.
    Auch wenn mir die Sprachhüter ein wenig suspekt sind, so mache ich mich doch gern über die »neue« deutsche Sprache lustig. Auch behaupte ich ich gern, dass die »Denglischen« kein Deutsch lesen könnten und zeige – selbstverständlich mit todernstem Gesicht – eine kurrente Handschrift vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Wandlungsfähigkeit der (Schrift-)Sprache lässt alle Beteiligten augenblicklich in Demut verharren …

    Antworten
  8. Susanne Jasper meint

    4. Mai 2018 um 20:18

    Hallo liebe Frau Lamer,

    ein hervorragender Artikel und auch die Kommentare der anderen Leser finde ich sehr interessant.

    Ich bin ganz Ihrer Meinung, was den Umgang mit Anglizismen betrifft. Sie fassen es perfekt zusammen: „Sprache verändert sich. Das darf sie. (…) Stillstand wäre schrecklich.“

    Mir geht es ähnlich wie Frau Carlstedt – ich lebe seit mittlerweile 13 Jahren in den USA und bin damit stark „gefährdet“, die Anglizismen iin meinem deutschen Sprachgebrauch Überhand nehmen zu lassen. Obwohl ich gerne hier lebe und mich im Englischen wohl fühle, habe ich beschlossen, mein Deutsch zu hüten, umso mehr, als ich Übersetzerin (Deutsch-Englisch/Englisch-Deutsch) bin. Unter anderem übersetze ich auch manchmal Texte im Finanzbereich und, wie Michael schon bemerkt hat, sind da viele der Fachbegriffe im Deutschen aus dem Englischen übernommen (ebenso in der IT-Branche). Mir scheint, dass aber insgesamt in der deutschen Unternehmenswelt gerne und (meiner Meinung nach) oft unnötig Anglizismen verwendet werden.

    Meine Söhne halten übrigens von deutscher Syntax auch nicht viel und wenden auch im Deutschen lieber englische Grammatikregeln an (obwohl ich ihnen immer wieder sage: „Sprich einfach wie Yoda – das ist deutscher Satzbau!“).

    Zur Frage von Herrn Römer: Den Bindestrich („hyphen“ – im Gegensatz zum „en-dash“ und „em-dash“) gibt es selbstverstädnlich auch im Englischen und er wird sogar recht häufig verwendet. Es gibt für die meisten Wörter feste Schreibweisen – manche werden zusammengeschrieben, manche getrennt (mit Leerzeichen), manche mit Bindestrich. Zusammengesetzte Adjektive
    („compound adjectives) beispielsweise werden mit Bindestrich geschrieben, wenn sie vor einem Substantiv stehen.

    Worüber ich immer wieder schmunzle, ist, wenn Deutsche die Verantwortung für die Verwendung von Anglizismen im deutschen Sprachgebrauch auf die Amerikaner und die „amerikanische Übermacht“ schieben. Die Amerikaner zwingen die Deutschen nicht, Anglizismen zu verwenden. Das machen die Betreffenden ganz freiwillig. Die Amerikaner zwingen die Deutschen auch nicht, amerikanische Sendungen und Filme anzusehen oder zu Starbucks, Dunkin Donuts oder Pizza Hut zu gehen. Auch das geschieht auf rein freiwilliger Basis. Wer nicht will, der muss nicht. Eigenverantwortung ist hier (wie auch sonst im Leben) ein wichtiges Konzept.

    Ein Beitrag über die Schreibweise englischer Wörter im Deutschen wäre bestimmt sehr hilfreich. Und Michaels Lob an Sie kann ich mich nur anschließen! Vielen Dank für Ihre interessanten Artikel!

    Liebe Grüße über den Teich,
    Susanne Jasper

    Antworten
    • Dr. Annika Lamer meint

      5. Mai 2018 um 08:00

      Hallo Frau Jasper,

      vielen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar und das nette Feedback! Ich habe beim Schreiben schon gemerkt, dass es noch sehr viel mehr zum Thema Anglizismen zu sagen gäbe – wenn man so darüber nachdenkt, was alles mit dran hängt.

      Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie das Deutsche auch weiterhin gut für sich bewahren können.

      Viele Grüße aus Berlin
      Annika Lamer

      Antworten
  9. Manfred Schmidt meint

    5. Juli 2019 um 18:52

    Hallo Frau Lamer,

    ich bin ein Schüler, 15 Jahre alt. Ich habe Ihre Kolumne hier gelesen. Natürlich akzeptiere ich Ihre Meinung, allerdings sehe ich diese Sache ein wenig anders. Denn besonders unter uns Jugendlichen dringt das Englisch immer mehr und mehr in unseren deutschen Sprachgebrauch ein. Vor ca. 30 Jahren war dies natürlich noch ganz anders. Ich sehe dies als eine Folge der Globalisierung. Ich bin zwar kein extrem strikter Gegner von Anglizismen, sondern klassifiziere sie- wie der VDS (Verein Deutsche Sprache) -in drei Gruppen: Erweiterer, Differenzierer und Verdränger. Die Erweiterer sind bei mir eine kleine Gruppe, vor allem aus dem technischen Bereich. Differenzierer sehe ich größtenteils kritisch, es gibt nur wenige Lichtblicke dort, besonders Leute, deren Englisch nicht so überragend ist, kriegen ab dieser Gruppe Probleme. Und dann wären noch die Verdränger. Meine Frage ist: Warum werden deutsche Wörter durch englische mit (fast) nahezu identischer Bedeutung ersetzt ? Zum Beispiel: „ fame“ – berühmt, „random “ – zufällig, „Meeting“ – Treffen. Dies sehe ich sehr kritisch und Verdränger entwickeln meiner Meinung nach die deutsche Sprache nicht. Wenn die deutsche Sprache ein rotes Haus wäre, bauten die Erweiterer einen gutes grünes Gebäude, welches als Anbau dient. Die Differenzierer spalteten die roten Bausteine und das Haus hätte ein rot-grünes Gemäuer. Die Verdränger zerstörten die roten Steine rücksichtslos und es entstünde immer mehr ein grünes Gemäuer. Die großen Dichter und Schriftsteller wären nicht darüber besonders stolz darüber. Und leider gibt es immer mehr davon, dies zeigen Statistiken.
    Deswegen müssen wir verhindern, dass das Deutsche immer mehr auf englische Begriffe „ausweicht“.
    Doch auch erschreckend sind Wemdungen wie „Das macht keinen Sinn“. Diesen Satz hört man oft, wenn es um unverständliche Sachen geht. Doch der Satz wurde Wort für Wort aus dem Englischen übersetzt „That makes no sense“. Richtig müsste es heißen„Es ergibt keinen Sinn“.
    Wir sollten ruhig stolz auf unsere schöne Sprache sein

    Antworten
  10. Klaus-Dieter Feldmann meint

    26. November 2019 um 16:09

    Liebe Frau Lamer,
    auch wenn mich das herumwerfen mit englischen Begriffen manchmal nervt, diese sind wohl nicht mehr gänzlich aus der Welt zu schaffen.
    Wo mir aber der Hut hoch geht ist, wenn sich Personen z. B. im Interview als: happy-glücklich bezeichnen. Gibt es eigentlich einen Begriff für diese bilinguale Doppelung? Vielen Dank.

    Antworten
    • Dr. Annika Lamer meint

      26. November 2019 um 16:32

      Lieber Herr Feldmann,

      „happy-glücklich“ habe ich noch nie gehört …

      Herzliche Grüße
      Annika Lamer

      Antworten
  11. Fabian meint

    7. Dezember 2020 um 23:32

    Hallo Frau Dr. Lamer,

    zu Ihren Anglizismen, die angeblich keine Entsprechung im Deutschen haben.

    Boarding – Einstieg/Zustieg
    Check-in – Anmeldung
    Single – Alleinstehende/er
    Online-Shop – Online/Internet-Versand/Laden/Handel
    E-Mail – Elektronischer Brief
    Update – Aktualisierung
    scannen – Digitalisieren
    Headset – Sprachkopfhörer
    Standby – Ruhezustand
    Marketing – Vermarktung
    Mobbing – Schikanierung, Drangsalierung
    joggen – Laufen
    Nordic Walking – Nordisch Wandern

    Erlauben Sie mir den Hinweis, dass Sie mit dieser Aufführung Ihre eigene Argumentation zugunsten eines „entspannten“ Umgangs mit Anglizismen widerlegen. Nicht der Entfall von Anglizismen, sondern deren übertrieben häufige Verwendung führt zur Verarmung der deutschen Sprache. Der Beweis ist erbracht, wenn Ihnen nicht einmal mehr die deutsche Entsprechung zu „joggen“, „Update“ oder „Single“ geläufig ist, wo Sie sich doch sogar beruflich mit Sprache beschäftigen.

    Natürlich kann man in einigen wenigen Fachbereichen (etwa im Bereich des Internets) auf Anglizismen als Fremdwörter nicht ganz verzichten, weil diese technischen Entwicklungen ganz wesentlich aus dem englischsprachigen Raum stammen. Das ist dann auch völlig berechtigt.

    Alles was darüber hinaus geht ist allerdings, so ehrlich sollte man sein, im günstigsten Fall sprachliches Stutzertum und damit ein Zeichen von charakterlicher Schwäche (das Bedürfnis sich selbst als kompetenter, weltläufiger, modischer darzustellen als man tatsächlich ist) oder im ungünstigsten Fall ein Versuch der bewussten oder unbewussten sprachlichen Manipulation. (etwa im Bereich der Werbung oder Politik) „Lockdown“ klingt doch gleich viel „cooler“ als Ausgangssperre, und „Empowerment“ viel demokratischer als Ermächtigung, nicht wahr?

    Antworten
    • Dr. Annika Lamer meint

      8. Dezember 2020 um 09:10

      Hallo Fabian,

      ich sage ja nicht, dass es gar keine deutsche Übersetzung gäbe – übersetzen kann man immer. Dennoch haben viele der Anglizismen einfach eine andere Bedeutungsdimension oder -zuspitzung. Sie sind oftmals klarer, da sie nur in einem bestimmten Sachverhalt verwendet werden, während die deutsche Entsprechung allgemeiner ist.

      Zudem: Warum soll ich denn auf Teufel komm raus eine deutsche Entsprechung suchen, wenn die englischen Begriffe doch geläufiger sind und von allen verstanden werden, da sie bereits im deutschen Sprachschatz angekommen sind?

      Aber ich will Sie gar nicht überzeugen, unterschiedliche Meinungen sind ja ok.

      Herzliche Grüße
      Annika Lamer

      Antworten
      • Fabian meint

        9. Dezember 2020 um 00:09

        Hallo Frau Dr. Lamer,

        vielen Dank für Ihre Antwort.

        Natürlich müssen Sie nicht „auf Teufel komm raus“ eine deutsche Entsprechung suchen. Wenn Sie es vorziehen, dann können Sie – besonders in Großstädten – in Ihrem Alltag fast gänzlich auf die deutsche Sprache verzichten und ihn stattdessen auf Englisch bestreiten.

        Ihre Frage ließe sich aber ohne großen Aufwand auch umkehren: Warum verwende ich auf Teufel komm raus einen Anglizismus, wenn es – das ist freilich meine These – eigentlich für so gut wie alles eine deutsche Entsprechung gibt? Mal ehrlich, gerade Sie als Werbetexterin: Ist es denn wirklich so, dass Sie einen Anglizismus deshalb verwenden, weil er etwas präziser ausdrückt oder in der Sprache geläufiger ist? Oder ist es nicht eher so, dass Sie ihn zum überwiegenden Teil eben nur deshalb verwenden, weil er etwas ganz profanes plötzlich attraktiv erscheinen lässt? Ich würde zum Beispiel behaupten, dass die Wörter „Veranstaltung“ und „Ort“ in der deutschen Sprache noch sehr geläufig sind und jeder bescheid weiß, was damit gemeint ist. Dennoch lese und höre ich ständig von „Events“ und „Locations“, selbst wenn es sich um eine Jubiläumsfeier des Kaninchenzüchtervereins in Pusemuckel handelt.

        Ihre Einschätzung, dass Anglizismen als Begriffe oftmals klarer und begrifflich eindeutiger seien respektiere ich natürlich. Meiner Meinung nach ist es allerdings genau umgekehrt. Sie haben doch ihre modische Wirkung überhaupt nur deshalb, weil der Begriff dahinter fremd, schwammig und nicht wirklich präzise definiert ist und sie damit den tatsächlichen Inhalt verschleiern oder sprachlich aufwerten können. Die genauen Konnotationen der fremdsprachigen Begriffe kennen wohl die wenigsten, wenn sie nicht Jahre im Ausland verbracht haben. Was ist denn zum Beispiel der begriffliche Unterschied zwischen „Event“, „Happening“, „Occurrence“ oder „Incident“ und wie groß ist der Anteil der Deutschen, die das erklären könnten? Wüssten Sie es? Ich weiß es jedenfalls nicht so genau. Oder was ist zum Beispiel ein „Lockdown light“ genau? Mit einer begrenzten Ausgangssperre wüsste ich auf einer Bedeutungsebene wesentlich mehr anzufangen. Deswegen belächeln uns ja auch die Muttersprachler vielfach, wenn wir ihre Wörter falsch verwenden und verstehen die Motivation dahinter nicht. Und deshalb erschrecken die „Singles“ vermutlich auch irgendwann, wenn sie merken, dass sie eben doch nur profane altgewordene Alleinstehende sind und nicht die hippen, weltgewandten, attraktiven „Singles“.

        Mit freundlichem Gruß
        Fabian

        Antworten
        • Dr. Annika Lamer meint

          9. Dezember 2020 um 17:14

          Hallo Fabian,

          nun, ein „Lockdown light“ ist nicht einfach nur eine begrenzte Ausgangssperre. Ausgangssperre besagt ja nur, dass ich zu Hause bleiben soll – nicht, dass Restaurants und Geschäfte schließen.

          Ich bin auch der Meinung, ein Unternehmen kann eine Veranstaltung mit „Event“ bewerben, damit es etwas „bombastischer“ klingt – wenn diese Konnotation dann auch eingehalten wird. Der Kaninchenzüchterverein wird daran eher scheitern.

          Ich denke jedenfalls nicht, dass Anglizismen ständig nur dazu benutzt würden, die Sache cooler klingen zu lassen, als sie eigentlich ist. Nicht jeder Anglizismus verschleiert etwas oder will etwas künstlich aufblasen.

          Genauso hat „Single“ eine andere Konnotation als „Alleinstehende“. Ich als Sprecherin kann mich entscheiden, welches Wort in meinem Kontext besser passt. Dass ich diese Wahl habe, finde ich toll und bereichernd.

          Herzliche Grüße
          Annika Lamer

          Antworten
  12. Kexin meint

    22. Februar 2021 um 10:57

    Ich finde Anglizismen ok, so lange es nicht gemeint ist.

    Viele Jugendliche denken, dass Denglisch cooler klingt, weil es den Fortschritte zeigt – wer Denglisch spricht, ist automatisch moderner und internationaler. Ich finde diese Stellung unpassend, denn es ist nicht wahr, dass die Englischsprechenden modischer als die Deutschsprecher.

    In China sieht man auch Anglizismen. Diejenige, die in den Englischspreachenden Laendern gelebt haben, benutzten Englischwoerter in Saetzen, wenn es vollich passende Chinesischwoerter gibt – wenn sie drueber gefragt werden, dann antworten sie, dass sie schon ,gewohnt‘ seien. In diesem Fall wird die Sprache ein Symbol von Reichtum und gesellschatlicher Stellen, da nur die Spitzte der Gesellschaft das Geld hat, in westlichen Laendern dauernd zu leben und an ihre Sprache zu ,gewohnen‘.

    Von diesem Beispiel moechte ich illustrieren, dass die Sprache nicht nur ein Medium zur Kommunikation ist, sondern auch den Lebenslauf eines Persons reflektiert. Es ist traurig, dass viele deutschen Jugendliche Anglizismen benutzten ,muessen‘, um cool vorzukommen. In einer idealen Welt sollte jeder Sprache stolzbar sein, und nur dann macht Anglizismen Deutsch reicher, wenn es keine passenden Deutschwoerter gibt.

    Daoben ist nur was ich persoenlich denke.. Bitte korrigieren Sie mich, wenn etwas nicht passend ist.

    Antworten
    • Dr. Annika Lamer meint

      22. Februar 2021 um 13:08

      Hallo,

      wie ich es in meinem Beitrag ja auch dargestellt habe, sehe ich es anders. Ich finde sprachlichen Variantenreichtum toll und finde nichts Verwerfliches daran, wenn Jugendliche englische Wörter benutzen, weil sie sie cool finden. Davon geht die Sprache nicht unter.

      Sie selbst müssen einen solchen Trend ja nicht mitmachen und können in Ihrer eigenen Ausdrucksweise Anglizismen vermeiden.

      Herzliche Grüße
      Annika Lamer

      Antworten
  13. Heinz Schlüter meint

    18. Dezember 2024 um 19:34

    Es gibt kaum eine exkludierendere Sprache als die, die viele Anglizismen völlig unreflektiert verendet. Unser Vater ist immer ganz traurig, dass er seine Enkelinnen nicht versteht, wenn die mit ihm reden. Ich finde das rücksichtslos. Ich lehre einfache Sprache, die schließt keinen aus und wird von allen verstanden. Anglizismen, Gendersprache, Fremdwörter und Anglizismen machen unsere Sprache unverständlich und kompliziert. Wie rücksichtslos! Schade, dass Sie, die Sie mit Sprache zu tun haben, sowas hinnehmen. Sie haben offensichtlich noch nie von einfacher Sprache gehört.

    Antworten

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