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Dr. Annika Lamer

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Herausforderungen einer guten Übersetzung: Interview mit Christiane Focking

14. Januar 2013 von Dr. Annika Lamer 2 Kommentare

Die Welt wächst zusammen. Wie viele andere Unternehmen suchen vielleicht auch Sie Ihre Kunden längst in mehr als einem Sprachraum und sind dazu auf professionelle Übersetzungen angewiesen. Was ein guter Übersetzer dabei alles leistet, zeigt mein Interview mit Christiane Focking. Die staatlich geprüfte Übersetzerin im Fachgebiet Wirtschaft betreibt das erfolgreiche Übersetzungsbüro Scapha Übersetzungen.

Viele denken ja, es würde beim Übersetzen darauf ankommen, die Gedanken des Autors möglichst eins zu eins wiederzugeben. Tatsächlich aber muss sich der Übersetzer Freiheiten erlauben, damit der Text in der Zielsprache gut und natürlich klingt. Wie löst du diesen Konflikt?

Dieser Konflikt lässt sich nicht lösen – und schon gar nicht nach einem festen Schema. Man kann nur versuchen, einen möglichst guten Kompromiss zu finden.

Übersetzerin Christiane Focking
Foto: C. Focking

Die Vorstellung, die mir oft hilft, ist folgende: Ich schüttele alle Sinneinheiten des fremdsprachlichen Textes in einem Würfelbecher durcheinander und lege sie in meiner Sprache so aus, dass sie sich natürlich anhören.

Ob ich bei meiner Arbeit letztendlich mehr auf die genaue Wiedergabe des Ausgangstextes oder auf eine natürliche Formulierung achte, hängt in erster Linie vom Text ab: Juristische Texte etwa verlangen präziseste Übersetzungen, bei denen die Schönheit auch mal zurückstehen muss. Marketingtexte dagegen müssen sich um jeden Preis gut anhören und im Notfall neu getextet werden.

Und natürlich hat der Kunde immer ein Wörtchen mitzureden. Manchen Kunden ist es wichtig, dass jedes Quentchen der Bedeutung erhalten bleibt, andere Kunden fürchten seltsame Formulierungen so sehr, dass sie mir jede Freiheit zugestehen.

Eine Patentlösung gibt es nicht. Es bleibt dabei, dass schöne Übersetzungen nicht treu und treue Übersetzungen nicht schön sind – was Voltaire mit dem Wesen von Frauen verglich …

Du übersetzt ja aus dem Französischen und aus dem Englischen. Welche Sprache ist aus Sicht des Übersetzers die schwierigere, und wo liegen die besonderen Herausforderungen jeder Sprache?

Ich finde es meist schwieriger, aus dem Englischen zu übersetzen. Ich denke, das liegt an der größeren Nähe zum Deutschen. Es fällt mir schwerer, den notwendigen Abstand zwischen Quell- und Zielsprache herzustellen, um eine vollständig natürliche Formulierung im Deutschen zu finden.

Dazu kommt das Phänomen des „Denglischen“: Oft ist es eine schwierige Entscheidung, was man übersetzt und in welchen Fällen man den denglischen Begriff benutzt. Auch bei den Kunden gibt es die unterschiedlichsten Vorlieben: Manche ertragen keinen einzigen denglischen Begriff, andere bestehen auf modernen Business-Style …

Angenommen, du hast einen besonders langen Schachtelsatz vor dir. Was machst du, um beim Übersetzen nicht den Faden zu verlieren?

Genau das, was meine Lateinlehrerin mir immer eingetrichtert hat: Zuerst das Verb suchen, dann die Satzstruktur analysieren, dann einen Schritt zurücktreten und einen (oder besser mehrere) deutsche Sätze zu Papier bringen. Und dabei nie vergessen, welche Optionen in Frage kommen: die kausale, konzessive, modale, konditionale oder temporale Interpretation in Form eines Nebensatzes oder einer Beiordnung.

Stichwort-Listen machen beim Übersetzen oft mehr Arbeit als komplette Sätze. Woran liegt das?

In Stichwort-Listen werden wichtige Informationen oft nicht sprachlich ausgedrückt, sind aber implizit im Satz enthalten. Daher muss man sich diese Informationen aus dem (hoffentlich vorhandenen) Kontext erschließen, was zusätzliche Arbeit bedeutet, für die man wegen der geringeren Textmenge aber schlechter bezahlt wird als bei vollständigen Sätzen.

Und idealerweise muss man die Stichpunkte in der Zielsprache dann wieder so verdichten, dass der Leser sich die fehlenden Informationen erschließen kann.

Was gehört aus deiner Sicht zu den häufigsten Übersetzungsfehlern, und wie kann man es besser machen?

Vor allem bei der Übersetzung von englischen Gerund-Konstruktionen ins Deutsche fällt mir immer wieder auf, dass ohne nachzudenken Infinitivsätze mit „um“ gebildet werden, die gegen deutsche Grammatikregeln verstoßen. Ein einfaches Beispiel:

Analyzing the sentence is necessary in order to translate it.
*Der Satz muss analysiert werden, um ihn zu übersetzen.

Das Subjekt des Hauptsatzes („der Satz“) entspricht nicht dem (impliziten) Subjekt des Nebensatzes (hier handelt der Übersetzer). Das ist im Deutschen nicht zulässig. Korrekt wäre:

Der Satz muss analysiert werden, damit man ihn übersetzen kann.

Vermeiden kann ich derartige Fehler nur dadurch, dass ich mir während der gesamten Übersetzung darüber bewusst bin, an welcher grammatischen Konstruktion ich gerade arbeite. Ich muss also immer wieder einen Schritt zurücktreten, um Abstand vom Quelltext zu gewinnen – anders ist eine gute Übersetzung nicht möglich.

Christiane, ich danke dir für diese spannenden Einblicke ins Übersetzerhandwerk!

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Kategorie: Interviews

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Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Sebastian meint

    3. Juli 2018 um 08:52

    Kritisch ist auch, dass die Schönheit eines Textes im Auge des Betrachters liegt. Aber dieses Gefühl und die Sicherheit für den guten und ausgereiften Klang entwickelt sich sicherlich über die Jahre. Wie viele Jahre bist du denn nun Tätig, liebe Christiane?

    Antworten
    • Dr. Annika Lamer meint

      6. Juli 2018 um 12:03

      Hallo Sebastian,

      das beantworte ich mal für meine Interviewpartnerin: Selbstständig als Übersetzerin ist Christiane seit 2007. Also schon ein paar Jährchen. 😉

      Viele Grüße
      Annika

      Antworten

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