Um als Person in Ihrem Internetauftritt sichtbar zu werden, sind authentische Texte und Fotos ein Muss. Doch es gibt eine weitere Möglichkeit: die bewegten Bilder eines Videos.
Ich habe schon länger darüber nachgedacht, dass ein Video eigentlich die logische Konsequenz meines Rufs nach Authentizität wäre. Wie gut, dass ich in meinem Bekanntenkreis eine ebenso sympathische wie kompetente Videoproduzentin habe. So war die Hürde nicht groß, mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
In diesem Artikel möchte ich Ihnen ein paar Tipps geben, wie Sie zu einem authentischen Unternehmensfilm kommen. Meine Erfahrungen mit meinem eigenen Videodreh habe ich in Gelb dazugesetzt; so können Sie entscheiden, ob Sie sie ebenfalls lesen möchten.
1. Entscheiden Sie sich für ein authentisches Video
In welche Richtung soll Ihr Unternehmensvideo gehen? Zwei Videogattungen können Sie getrost ausschließen: den klassischen Imagefilm und den Werbespot. So argumentiert Matthias Michael in seinem Artikel Die 10 häufigsten Fehler bei Unternehmensvideos:
„Der klassische Imagefilm ist tot. Früher ließen Unternehmen für enorme Summen Hochglanzfilme produzieren (…) alles roch nach Storyboard, war inszeniert, aufgesagt, abgelesen. (…) Das sieht heute schwer nach Eighties und Nineties aus. Geht nicht mehr, weil unglaubwürdig und schöngefärbt.“
Ähnlich der Werbefilm – wieder Matthias Michael, diesmal in dem Artikel 10 Tipps für erfolgreiche Unternehmensvideos:
„Klassische Werbefilme wirken nicht glaubwürdig, weil sie erkennbar inszeniert sind.“
Für Sie bedeutet das in erster Linie eine Erleichterung: Sie müssen nicht die super großen Produktionskosten auffahren. Genau wie in Ihren Unternehmenstexten sollte Authentizität das zentrale Schlagwort sein.
Im Unterschied zum Imagefilm kommt ein authentisches Unternehmensvideo ohne tolle Effekte und Superlative aus. Stattdessen geht es darum, dass Sie sich dem Kunden als Person zeigen. So kann er Ihr Angebot mit einem Gesicht verbinden und sich viel besser daran erinnern. Er kann Sympathie für Sie entwickeln und sein Bauchgefühl sprechen lassen – Dinge, die nicht selten verkaufsentscheidend sind und wirksamer als die schönsten Leistungsversprechen.
Beispiele für authentische Über-uns-Videos:
- eine kurze Selbstvorstellung, bei der Sie ungezwungen in die Kamera sprechen
- eine „Reportage“, die Sie und Ihr Team bei der Arbeit zeigt
- ein Blick hinter die Kulissen
- ein Interview
Bedenken Sie bei Ihrer Planung auch, für welche Einsatzart und welche Zielgruppe Ihr Video bestimmt sein soll:
- Einsatzart/Kanal: Website (Startseite oder später?), YouTube, Social Media, Kundenpräsentation, Messestand, Vortrag …?
- Zielgruppe: Neukunden, Stammkunden, Blogleser, Multiplikatoren …?
Gehen Sie in Ihrem Video davon aus, dass der Zuschauer bereits weiß, mit wem er es zu tun hat? Oder stellen Sie sich völlig neu vor? Möchten Sie mit interessanten Inhalten über die Suchfunktion bei YouTube gefunden werden oder wollen Sie sich lediglich den Besuchern Ihrer Website präsentieren? Gute Planung ist wichtig, denn anders als ein Text lässt sich ein Video im Nachhinein nicht mehr ändern oder anpassen.
Die wichtigste Motivation für mein Video war, mich meinen Lesern und Kunden einmal „live und in Farbe“ zu zeigen. Dabei war es weniger entscheidend, was genau ich in die Kamera sage. Wichtig war mir vor allem, dass ich authentisch und natürlich rüberkomme. Nun war ich der Meinung, dass mir das mit einem Elevator Pitch – einer kurzen Vorstellung meiner Dienstleistungen – nicht gelingen würde. Elevator Pitches sind nämlich in der Regel alles Mögliche, nur nicht natürlich.
Ich wollte auch keinen Ratgeberbeitrag in die Kamera sprechen, weil das Video dafür nicht mein Medium ist. Ich bin Texterin, ich kann mich am besten schriftlich ausdrücken. Hinzu kommt, dass ich selbst Blogbeiträge viel lieber lese, als sie auf Video zu sehen. (Das hat etwas damit zu tun, dass ich nur beim Lesen frei bin, von A nach B zu springen, wie es mir passt.)
Trotzdem weiß auch ich Videos zu schätzen. Es ist toll, eine Person, die ich nur aus dem Internet kenne, plötzlich auf Video zu erleben. Auf einmal bekommen die Worte ein Gesicht – und die Person rückt mir viel näher, als sie es vorher je sein konnte.
Aus all diesen Erwägungen heraus entschied ich mich für ein kleines Über-mich-Video, das mich einfach nur als Person zeigen sollte.
2. Beauftragen Sie für den Dreh einen Profi
Ein Unternehmensvideo selbst zu drehen, ist mit viel Wissen, Aufwand und Ausrüstung verbunden. Es gibt Fälle, in denen es a) auf die Qualität nicht so ankommt und es sich b) für Sie lohnt, sich die wichtigsten Grundfertigkeiten selbst anzueignen: Dann nämlich, wenn Sie regelmäßig Videos als Teil Ihrer Content-Strategie veröffentlichen wollen. Etwa, wenn Sie für Ihren Blog mit wenig Aufwand regelmäßige Tutorials drehen wollen. Hier wird Ihnen wahrscheinlich keiner die Selfmade-Qualität negativ anlasten.
Anders sieht es aus, wenn Sie ein einmaliges Unternehmensvideo drehen wollen (oder ab und zu ein neues). Hier lohnt es sich auf jeden Fall, in einen Profi zu investieren: Bild, Licht und Ton werden einfach eine andere Qualität haben. In einem professionellen Internetauftritt sollte jeder Teil professionell sein; das gilt für Videos genauso wie für Fotos und Webdesign.
Ein Profi sorgt aber nicht nur für die nötige Qualität, sondern kümmert sich auch um viele weitere Aspekte, die Sie sonst sehr viel Zeit und Mühe kosten würden. Er unterstützt Sie beim Konzept und dem Text, sucht ggf. nach passenden Drehorten, kümmert sich um Drehgenehmigungen, Musik, Sprecher … Kurz, er wird Sie bei Ihren Wünschen und Vorstellungen flexibel unterstützen.
Auch wenn mein Video kein ausgereiftes Meisterstück, sondern eher ein Testballon werden sollte, wäre der Eigendreh keine Option für mich gewesen. Denn die Qualität sollte trotzdem stimmen.
Ich war daher froh, die Technik in die Hand meiner lieben Netzwerkkollegin Anke Böttcher geben zu können. Mit Ihrem Video-Unternehmen ABB Video deckt sie die ganze Bandbreite vom kleinen Vorstellungsvideo bis zum drehintensiven Unternehmensfilm ab.
3. Überlegen Sie sich eine gute Story
Authentizität bedeutet nicht, dass Sie sich einfach vor die Kamera setzen und drauflosreden sollten. Nein, auch ein authentischer Auftritt verträgt ein gutes Drehbuch: Welche Story wollen Sie erzählen? Diese Story sollte jedoch nicht ausgedacht oder überinszeniert wirken. Zeigen Sie sich und Ihr Team, wie Sie sind; zeigen Sie echte Menschen, echte Geschichten, echte Emotionen.
Übertriebene Selbstbeweihräucherung können Sie sich dabei getrost verkneifen, ebenso platte Floskeln zur Unternehmensphilosophie. Sätze, die manchem in schriftlicher Form noch vertretbar erscheinen mögen, verursachen ausgesprochen nur noch Kopfschmerzen.
Stellen Sie sich vor, Sie treffen einen alten Bekannten auf einer Party, und er fragt Sie, was Sie so machen. Was würden Sie sagen? „Als eines der führenden Unternehmen für Schnürsenkel ist Qualität unser tägliches Geschäft. Dabei setzen wir konsequent auf innovative Lösungen und Nachhaltigkeit …?“ Bestimmt nicht. Machen Sie sich also locker – oder wählen Sie gleich die Reportageform, bei der Sie die Dinge nicht erklären, sondern zeigen.
Mit Ihren Ideen gehen Sie dann zu Ihrem/r Videoproduzenten/in. Er oder sie wird Sie sicherlich mit weiteren Vorschlägen unterstützen, bis ein überzeugendes Drehbuch steht. Erliegen Sie dabei jedoch nicht der Versuchung, einen abendfüllenden Spielfilm zu planen. Die Empfehlung der Videoproduzentin Anke Böttcher lautet wie folgt:
„Ein Unternehmensvideo sollte kurz und knackig ausfallen. Nach zwei bis drei Minuten ist die Aufmerksamkeitsspanne der meisten Zuschauer erschöpft.“
Wenn Sie das Gefühl haben, Sie kommen damit auf keinen Fall hin, entscheiden Sie sich lieber für mehrere kurze Filme, die Sie nach und nach verbreiten können.
Und der Drehort? Je authentischer der Hintergrund, desto besser – Ihre Werkstatt, Ihre Produktionsräume oder ein typischer Einsatzort für Ihre Dienstleistungen. Als Coach oder Berater können Sie sich auch in eine Kunstgalerie stellen oder in ein Café setzen. Idealerweise hat der Hintergrund jedoch irgendeinen Bezug zu Ihnen oder Ihrem Job. Überlegen Sie auch, ob Sie in der Öffentlichkeit überhaupt unverkrampft in die Kamera sprechen können, wenn viele Leute zuschauen.
Eine Reportage oder ein Blick hinter die Kulissen bieten sich in meiner Branche leider nicht an. Die Texterin am Schreibtisch, wie spannend. Mir blieb also nur die Selbstvorstellung – und die wollte ich, wie oben bereits erklärt, nicht nach Elevator Pitch riechen lassen.
Anke schlug mir vor, mein Video als kleines Interview zu gestalten. Von der Idee war ich sofort angetan: Durch die eingeblendeten Fragen und die jeweils einsetzende Musik wird das Video aufgelockert. Außerdem musste ich nicht zu lange am Stück reden.
Gerne hätte ich einen „natürlichen“ Hintergrund gewählt, etwa ein Café. Dagegen sprachen jedoch der Präsentierteller-Effekt und die Tatsache, dass ich den Aufwand möglichst klein halten wollte. Drehort wurde daher die Green-Screen-Wand in Ankes Produktionsstudio.
4. Investieren Sie in Ihr Aussehen
Authentizität und Visagistin, geht das zusammen? Na klar. Für Ihre Video-Selbstpräsentation gilt dasselbe wie für Ihre Texte: „Authentizität“ bezieht sich nicht auf Ihr privates Ich, sondern auf Ihr Unternehmer-Ich. Und das sitzt nun einmal nicht nachlässig geschminkt und gekleidet vor der Kamera. Zudem geht es ja gar nicht darum, den eigenen Typ zu verkleiden, sondern „vorteilhaft zu unterstreichen“, wie Visagistin Jula Hoepfner es ausdrückt:
„Beim Styling kann man in viele Fettnäpfchen treten. Unvorteilhaft sitzende Haare, eine falsche Farbwahl beim Make-up (lässt das Gesicht krank wirken), sichtbare Schminkränder, schlecht kaschierte Unreinheiten … Eine professionelle Visagistin gibt für den Dreh die nötige Sicherheit, um authentisch und natürlich aufzutreten.“
Weitere Argumente für die Visagistin:
- Fotos können retuschiert werden, Videos hingegen nicht. Beim Video sind Sie also noch mehr darauf angewiesen, optisch zu glänzen, ohne dass Ihre Stirn dies tut.
- Haben Sie für Ihr Fotoshooting eine Visagistin engagiert, sollten Sie dasselbe auch für den Videodreh tun. Schließlich tut es Ihrer Marke nicht gut, wenn der Unterschied zwischen Foto und Video zu groß ausfällt.
Klar, dass auch die Wahl der Kleidung wohl überlegt sein sollte. Sie sollte Ihrem Unternehmer-Ich angemessen sein und gleichzeitig so beschaffen sein, dass Sie sich darin wohlfühlen.
Über eine Netzwerkempfehlung bekam ich Kontakt zu Jula Hoepfner. Bei ihr habe ich mich sofort gut aufgehoben gefühlt. Jula kam mit zwei Köfferchen zum Drehort und zauberte flugs eine videotaugliche Annika aus mir.
„Videotauglich“ bedeutet: deutlich mehr Make-Up als bei einem normalen Tages-Make-up. Jula erklärt das damit, dass die Scheinwerfer sehr viel Farbe schlucken. Und tatsächlich, was bei einem Blick in dem Spiegel nach ungewohnt viel Make-up aussah, hatte später auf dem Bildschirm eine deutlich zurückhaltendere Wirkung.
Extra-Tipps für authentische Videos
- Humor und Leichtigkeit! Nehmen Sie sich und Ihr Unternehmen nicht so bierernst.
- Es muss nicht alles perfekt sein: Kleine Versprecher sind in Ordnung.
- Auswendig lernen oder nicht? Natürlich ist es besser, wenn Sie frei sprechen. Falls der Knoten in der Zunge aber einfach zu groß ist, ist gründliche Vorbereitung in Ordnung. Es sollte nur auf keinen Fall so klingen, als würden Sie Ihren Text Wort für Wort herunterleiern.
- Achten Sie bei der Auswahl Ihres Videoproduzenten nicht nur auf Preis oder Referenzen, sondern auch auf die menschliche Kompetente. Fühlen Sie sich vor seiner Kamera wohl, wird man das auch Ihrem Auftritt anmerken.
Mein persönliches Fazit
Für mich war mein Video ein Experiment, das ich in erster Linie für diesen Blogartikel machen wollte. Ich wusste vorher nicht, ob es mir gelingen würde, locker und natürlich in die Kamera zu sprechen. Denn: Ich bin keine Rampensau und nicht gerade der Typ, der nach vorne geht und in größerer Runde den Alleinunterhalter spielt.
Unter diesen Vorzeichen kann ich mit dem Ergebnis durchaus zufrieden sein. Ich habe an Sicherheit gewonnen und würde ich mich beim nächsten Mal auch an schwierigere Inhalte rantrauen. Ob es ein nächstes Mal gibt? Ausschließen würde ich es jedenfalls nicht.
Jetzt wollen Sie sich mein fertiges Video aber auch gerne einmal anschauen? Sie finden es auf meiner Über-mich-Seite. 🙂
Und Sie? Haben Sie schon mal ein Unternehmensvideo gedreht oder steht es vielleicht schon länger auf Ihrer To-do-Liste? Über Ihren Kommentar würde ich mich sehr freuen.
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Daniela Gotta meint
Danke, für diese wirklich wertvollen Einblicke.
Mit einem Interview habe auch ich danilingua life gestartet und führe es fort.
Den Blog habe ich abonniert.
Herzliche Grüße
Daniela Gotta
Helli meint
Hallo Annika und danke für diese Tipps zum gelungenen Imagefilm! Ein guter Tipp, das Unternehmen und die Mitarbeiter authentisch wirken zu lassen, anstatt ein auf Hochglanz poliertes Arbeitsumfeld zu kreieren. Mein Mann vergrößert gerade seine Firma und überlegt, ob so ein Video neue Kunden anlocken könnte. Da wird ihm dieser Artikel sicher helfen!